Der Lenneper Gartenberg

02 November 2020 , Verfasst in Aus dem alten Lennep 

Der Nachlass des Lennepers Paul Windgassen (1888-1965), Handelskapitän a.D. und zeitweilig beschäftigt im Remscheider Stadtarchiv, wird dort bis heute aufbewahrt, und so mancher geschichtsinteressierte Zeitgenosse hat darin erfolgreich nach Unterlagen gesucht, die uns Heutigen erzählen können, wie es früher war. U.a. schrieb dieser Herr über die die Stadt Lennep umgebenden Anhöhen oder Berge, darunter auch über den traditionell so genannten Lenneper Gartenberg. Wie bei seinen lokalhistorischen Schilderungen generell, stützte er sich dabei auch auf die Erinnerungen des Lenneper Baumeisters Albert Schmidt (1841-1932), die dieser vor allem Mitte der 1920er Jahre maschinenschriftlich festhalten ließ. Insbesondere war dies der Fall bei dem Thema der Lenneper „Knusthöhe“, seinem „heimatlichen Berg“, an dem Albert Schmidt aufgewachsen war und über Jahrzehnte seine meteorologischen Aufzeichnungen machte. Paul Windgassen übernahm bei seinen Arbeiten auch Albert Schmidts geländebezogenen Skizzen oder Zeichnungen und reicherte die Unterlagen mit weiteren Erkenntnissen an, im vorliegenden Fall mit seinen Bemerkungen zu den „Fabrikanlagen am Thüringsberg“ sowie genealogischen Einzelheiten, die ihm im Stadtarchiv zur Verfügung standen.

Abb. 1 Abb. 2
Immmer wieder hielt Albert Schmidt seinen „heimatlichen Berg“ der Knusthöhe in Zeichnungen fest. 1842 war seine Familie von der Poststraße hierhin gezogen, und mehrere Generationen der Familie wohnten links und rechts der Straße, Jahrzehnte auch die durch eine „Kreuzmariage“ doppelt verwandte Familie Fritz Haas, nachdem deren Fabrik und Anwesen an der Schwelmer Straße 1867 durch eine Dampfkesselexplosion zerstört worden waren. Albert Schmidt starb auf seinem Anwesen an der Knusthöhe 16 im Jahre 1932. Mehrfach beschrieb er auch die Entstehung des Thüringsbergs. Besonders interessierten den passionierten Wasserbauer die Lenneper Quellen, Teiche, Bäche und späteren Wasserspeicher. Thematisch sind auf diesen Zeichnungen u.a. die Tuchfabrik Walter, der Engelsche Teich, die Teiche am heutigen Thüringsberg, die Weberei Wirths, die Färberei Frowein sowie zum Gänsemarkt hin die Strohnsche Fabrik sowie die von Dr. Blasberg, die später zu der von Hermann Mühlinghaus wurde.

Der Lenneper Gartenberg: Das Gebiet zwischen der ehemaligen Köln-Berliner Straße, der heutigen Schwelmerstraße und der Knusthöhe nannte man in alten Zeiten den Gartenberg. Dieses Gebiet wurde begrenzt vom Markt, der Berliner und Schwelmer Straße aufwärts bis zur sogenannten Tränenallee (heute Albert-Schmidt-Allee) und vom Markt und der Barmer Straße (heute Am Schellenberg) aufwärts bis auf die Knusthöhe. Der östliche Quellbach des Lennepebaches nimmt hier im Keller des Wohnhauses in der Schillerstraße Nr. 14 und im Keller des Hauses in der Wiesenstraße Nr. 2 seinen Anfang. Diese beiden Quellbäche, die vor Anlage der Kanalisation im Jahre 1883 in Flutzeiten offen zu Tage traten, sickerten in trockenen Zeiten unterirdisch talabwärts und sammelten sich im sog. Engelsschen Teich an der Wiesenstraße, der östlich des Wohnhauses Nr. 3 lag. Die überlaufenden Wassermengen wurden als offener Bachlauf durch die unterhalb gelegene Engelssche Wiese zum Brandteich auf dem Thüringsberg geleitet. Der Engelssche Teich hat seinen Namen von dem Textilfabrikanten Johann Daniel Engels, der Eigentümer des Hauses Wiesenstraße Nr. 3 war. Joh. Dan. Engels, Kaufmann und Tuchfabrikant, war der Inhaber der Firma Engels & Ölbermann, Tuchfabrik und Handlung zu Lennep. Engels war Mitglied der Bergischen Industrie- und Handelskammer zu Lennep und deren Präsident von 1849-1856.

Abb. 3 Abb. 4
Oben links: Die steile und für die Pferdefuhrwerke gefährliche „Knusthöhstraße“ führte früher aus dem Lenneper Stadtkern hinaus in Richtung Elberfeld, eine moderne Entlastungsstraße mit dem Namen Elberfelder Straße wurde erst 1849 geschaffen und trägt heute den Namen Lüttringhauser Straße. Oben rechts: Die Lenneper Schillerstraße entstand um 1903 zunächst in der Nähe der Knusthöhe und erreichte 1907 die Schwelmer Straße. Damals weit außerhalb der Altstadt siedelten sich hier vor allem reiche Unternehmer und ihre Leitenden Angestellten an. Unten links: Mehr als ein halbes Jahrhundert zuvor, etwa ab 1830, wurde der frühere Treib- und Gartenweg vom Lüttringhauser Tor (später Kaiserplatz und heute Mollplatz) bogenförmig zum Schwelmer Tor ausgebaut. Die damalige Bezeichnung „Alleestraße“ für die heutige Straße „Am Thüringsberg“ ist sowohl aufgrund der dortigen Villen wie auch von der erhaltenen Allee selber bis heute nachvollziehbar. Unten rechts: Die Lenneper Totalansicht zeigt den Weg der Schwelmer Straße hinaus aus der Stadt. Im oberen Teil links sieht man bereits ein Gebäude der entstehenden Schillerstraße. Der Gartenberg wird in unserem heutigen Beitrag als das Areal zwischen Knusthöhe und Schwelmer Straße beschrieben.                                                                                                                                                                                                                                                                      Abb. 5 Abb. 6

Die Waltersche Fabrik

Auf der Höhe des Gartenberges lag in der Mitte des 19. Jahrhunderts (bis 1854) die Tuchfabrik von August Walter. Diese Fabrikanlage bestand aus einem massiven Erdgeschoss, in der die Rauferei und Walkerei sowie die Appretur untergebracht waren. Die Anlage war zweistöckig aus Fachwerk mit Schieferbekleidung und einem Pfannendach. In dem oberen Stockwerk waren die Spinnerei und Schererei und einige Webstühle untergebracht. Die Handwerker in der Stadt und Umgegend lieferten ihre gewebten Tuche für die Appretur in die Fabrik. Ein hoher viereckiger Schornstein, den man vom Lichtenplatz in Barmen und vom Winterberg bei Schwelm, von Cronenberg und aus den dazwischen liegenden Ortschaften aus hoch emporragen sah, zierte die Anlage. Die eigenartigen Wasserverhältnisse des Bergrückens, die in den geologischen Verhältnissen des Berges seine Ursache hatten und eine sehr ergiebige Brunnenanlage ermöglichten, gestatteten eine solche Fabrikanlage trotz des erheblichen Wasserverbrauchs. Die sehr ergiebigen Quellen des westlichen Bergabhanges mündeten in einem alten Hohlweg der früheren Landstraße nach Elberfeld (später Knusthöhe). An dem nördlichen Abhang war deshalb ein Wollwaschteich für die Fabrik angelegt worden. Am 12.9.1854 wurde die Fabrikanlage durch einen großen Brand zerstört. Nur der Schornstein blieb noch 15 Jahre stehen und bildete das Wahrzeichen für die von Norden her sich nähernden Besucher der Stadt. Die Fabrikfenster hatten nach der Westseite hin Schlagläden, die beim Ausbruch des großen Fabrikbrandes von den Arbeitern abgehängt wurden, um sie zu retten. Aber der Eigentümer ließ sie wieder ins Feuer werfen, damit sie ihm bei der Versicherungssumme nicht abgezogen wurden. Von dem abgebrochenen bzw. umgeworfenen Schornstein baute sich der damalige Brunnenmacher Hess im Jahre 1869 vor Ort ein Wohnhaus. Der Brunnen wurde mit einem Brunnenhäuschen versehen und lange Zeit, bis ins 20 Jahrhundert sogar, noch benutzt.

Die Fabrikanlagen auf dem Thüringsberg

In der Mitte des Gartenberges liegt der heutige Thüringsberg. Früher hieß dieser Straßenzug „Weg um die Stadt“, danach ,,Alleestraße‘, später eine Zeit lang auch „Hindenburgwall“. In alten Zeiten war es ein tief ausgetretener Treibweg, über den die Postpferde der nahegelegenen Posthalterei in die Schwemme des alten Brandteiches getrieben wurden. An der Südseite des Thüringsbergs lag an der Stelle der späteren Trikotagenfabrik von Hermann Mühlinghaus eine Fabrikanlage, ein dreistöckiger Fachwerkbau mit Schieferbekleidung. Sie gehörte dem Augenarzt Dr. Blasberg, dessen Wohnhaus hinter der Fabrik am Gänsemarkt lag. In der Mitte des 19. Jahrhunderts waren diese Fabrikräume an die damals noch vielfach bestehenden kleineren Lenneper Tuchfabriken vermietet. Eine Dampfmaschine ältester Konstruktion lag im Erdgeschoss. Die Dampfkesselanlage war die Westgrenze des Grundstückes angebaut. Der Schornstein lag an der nordwestlichen Ecke des Gebäudes am Thüringsberg, der einen Aufsatz von ca. 8 Meter Höhe hatte. Der Zugang zur Fabrik geschah vom Gänsemarkt aus.

Wasch- und Wringmaschinen von Jacob Hilgers

In den 1860er Jahren kam ein ganz moderner Geschäftsmann mit neuen Ideen nach Lennep. Es war eine für die etwas spießbürgerliche kleinstädtische Bevölkerung fremdartige Erscheinung: der Fabrikant und Erfinder der nach ihm benannten Wasch- und Wringmaschine Jacob Hilgers. Er mietete die Blasbergsche Fabrik und hatte bald das ganze Werk für seine Fabrikation, die er immer mehr vervollkommnete, eingerichtet. Später widmete er sich dem damals im Baubetrieb aufkommenden verzinkten Eisenblech, dessen Fabrikation er einführte und verbesserte. Er begründete eine Fabrik in verzinkten Blechen, gerades und kombiniertes Wellblech, sowie Eisenkonstruktionen für Bahnhofshallen und andere Fabrik- und Lagerhallen in Rheinbrohl (Kreis Neuwied). Das Werk wurde immer mehr vergrößert und in modernster Weise ausgebaut. Sein Wahlspruch war: „Verzinktes Eisen rostet nicht“. Dafür hatte er in der ganzen Welt Reklame gemacht. Hilgers spielte längere Zeit in Lennep durch sein lebhaftes Wesen und seinen großen Geschäftsbetrieb eine große Rolle. Da die Lenneper Fabrikation der Wasch- und Wringmaschinen nur eine unbedeutende Abteilung des späteren großen Betriebes darstellte, wurde sie aufgegeben und die Fabrik auf dem Thüringsberg nebst Wohnhaus verkauft.

Abb. 7 Abb. 8
In einem Wikipediaartikel „Stahlbau Hilgers“ heißt es u.a. „In den ersten Jahren fertigte Jacob Hilgers neben den Türschließern auch hauswirtschaftliche Geräte in seiner Schlosserei in Lennep. Während einer Rheinreise entdeckte er in Rheinbrohl das zum Verkauf stehende Klostergut Die Maas und erwarb es am 20. Februar 1867. Zwei Jahre später ließ er den ersten Neubau errichten und eröffnete die erste Verzinkerei in Deutschland.“ In Lennep ist dieser Jacob Hilgers, nicht zu verwechseln mit Personen der Lenneper Tuchfabrikantenfamilie Hilger, heute völlig vergessen.

Spinnereibesitzer Albert Keller

Die ganze Anlage wurde von dem Spinnereibesitzer und Junggesellen Albert Keller aufgekauft. Keller hatte 1876 die große Fabrikanlage der Firma Daniel Engels & Co. in Hammerstein bei Kräwinklerbrücke erworben. Er ließ sie nun zu einer modernen Spinnerei und später zu einer Filzfabrik umbauen. Die Fabrik am Thüringsberg diente als Lager und Kontor bis zum Tode Albert Kellers. Zeitweise war hier auch das Königliche Bezirkskommando untergebracht. Die Fabrikanlage wurde dann von dem Seniorchef der späteren Trikotagenfabrik Hermann Mühlinghaus aufgekauft.

Abb. 9 Abb. 10
Historische Abbildungen vom  Kaiserplatz, dem heutigen Mollplatz, zeigen insbesondere nach der Erstellung des Kaiserdenkmals im Jahre 1889 bauliche Teile der Dr. Blasbergschen und Strohnschen Fabriken, die nach Albert Schmidt in den 20er Jahren des 19. Jahrhunderts entstanden und in veränderter Form teilweise heute noch vorhanden sind. Auf dem Areal des Denkmals und dahinter gab es im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts mehrere kleinste Fabriken und eine Badeanstalt. Auf dem rechten Bild erblickt man am rechten Rand noch einen Teil des großen Hauses des Tuchfabrikanten Walter von der Knusthöhe, auch heute eines der schönsten altbergischen Häuser in Lennep.

Trikotagenfabrik Hermann Mühlinghaus

Diese Trikotagenfabrik wurde am 18.6.1872 von Hermann Mühlinghaus sen. gegründet. In einem Nebenhaus des heutigen Tocksiepen begann er mit einem Webstuhl. Aus den bescheidenen Vorgängen hervorgegangen, gelang es dem Gründer durch unermüdlichen Fleiß und mit der ihm eigenen Willenskraft, sein selbstgeschaffenes Werk schon nach kurzer Zeit auf eine bemerkenswerte Höhe zu bringen. Sie wurde zu einer in weiten Kreisen des In- und Auslandes bekannten Trikotagenfabrik. Von guten Geschäftserfolgen begleitet, wurde der Betrieb von Jahr zu Jahr vergrößert. Tocksiepen wurde zu klein und nach dem Tode von Albert Keller wurde dessen Fabrikanlage am Thüringsberg angekauft, wo mit einer entsprechenden Anzahl bester Maschinen eine stets höhere Leistungsfähigkeit erreicht wurde. Im Jahre 1874 siedelte er für einige Jahre nach dem Bodensee über, wo er in Oberstaad bei Konstanz ein größeres Besitztum, eine Türkischrot-Färberei übernahm. Die dortigen ungünstigen Wirtschaftsverhältnisse ließen aber einen entsprechenden Erfolg nicht zu. Hinzu kam noch das große Heimweh seiner Gattin und so erfolgte im Jahr 1888 die Rückkehr in die alte Heimat.

Abb. 11 Abb. 12
Das linke Foto zeigt, dass vom heutigen Mollplatz her gesehen das vor dem Fabrikkomplex gelegene Areal am Thüringsberg früher tiefer gelegen war als die Straße, ein Relikt aus der Zeit, in der diese noch ein Fahrweg mit offen gelegenen Sammelteichen war. Viele Lenneper haben das hier abgebildete Gebäude nach dem Zweiten Weltkrieg noch gekannt. Heute befindet sich dort aufgeschüttet der Parkplatz zwischen den Gebäuden der „Lebenshilfe“. Auf der rechten Abbildung sieht man die ehemalige Mühlinghaussche Fabrik vom Gänsemarkt her, links noch mit alter Bausubstanz, rechts mit der inzwischen modernisierten Stahlbetonkonstruktion von Baumeister Arthur Schmidt aus dem Jahre 1910. Im Lenneper Adressbuch von 1903 heißt es bezüglich des Anwesens Nr. 6 am Gänsemarkt: Eigentümer: Mühlinghaus, Hermann G.m.b.H. Trikotwarenfabrik, und Boucke, Kaufmann.

Neubau am Thüringsberg

In Lennep nahm Hermann Mühlinghaus den Betrieb mit frischer Kraft wieder auf. Anfang der 1890er Jahre wurde die damalige Streichgarnspinnerei von Karl Lambeck in der Diepmannsbach, mit fortlaufend ausreichenden Aufträgen, als Lohnspinnerei angeschlossen, die in wollgemischten Garnen besondere Spezialqualitäten für Trikotunterzeug fabrizierte. Infolge eines großen Fabrikbrandes im Jahre 1909 wurde das Fabrikationsprogramm durch einen großzügig eingerichteten Eisenbetonneubau bedeutend erweitert und das Werk durch fortlaufende Anschaffung modernster Maschinerie in die Lage versetzt, allen gestellten Anforderungen an Qualitätsware und Lieferungsmöglichkeiten gerecht zu werden. Die Firma zählte mit zu den führenden der Branche. Sie befasste sich mit der Herstellung von Trikotunterzeugen aller Art und für alle Märkte und Klimate aus Mako, Baumwolle, Halb- und Reinwolle sowie Kunstfaser in Herren- und Damenartikeln, wie Jacken, Hemden sowie Einsatzhemden. Durch die Spezialisierung besonderer Standard-Qualitäten in Mako und Wollgemisch wurde die Firma durch den guten Ruf dieser Ware auf dem Wollmarkt sehr bald als besonders leistungsfähig bekannt. Die reichhaltige Auswahl in Sommer- und Winterware, die der Saison und Mode entsprechend auch Spezialartikel verschiedenster Art produzierte, bewies jedem Käufer die Vielseitigkeit des Gebotenen. Die Güte der zu verarbeitenden soliden Qualitäten sowie das Prinzip, „immer vom Guten das Beste“ zu bringen, wurde sehr bald von allen Abnehmern anerkannt, sodass sich der Absatz nicht allein auf das Inlandsgeschäft beschränkte sondern auch sehr bald auf den Export ausgedehnt wurde. Als besondere Absatzgebiete des Auslandes in der Zeit vor 1914 seien hier außer England und den kontinentalen Staaten noch Kanada, Südamerika, Australien und der gesamte Orient nebst Indien erwähnt. Für jedes Land wurden die ihm eigenen Artikel hergestellt.

Abb. 13 Abb. 14
Wie sehr die historischen Beiträge Paul Windgassens bis heute geschätzt werden, dies sieht man auf einer modernen Informationstafel der Reihe „Spurensuche Tuchmacherstadt“, einer Erlebnisroute, die Interessierten die Industriekultur Lenneps anhand eines Rundgangs näher bringen soll. Viele der Angaben Windgassens wurden hier übernommen. Weiterhin erfährt man hier etwas über die spätere Geschichte des Fabrikareals bis in die heutige Zeit. Zur Verwirrung trägt manchmal bei, dass es in Lennep noch eine andere Mühlinghaussche Fabrik gab, die etwa 200 m Luftlinie entfernt jenseits der Schwelmer Straße ebenfalls Trikotagen und sonstige Unterkleider herstellte (Werbung oben rechts). Das Unternehmen Carl Mühlinghaus Pet. Joh. Sohn ließ 1887 die ehemalige Lenneper Klosterkirche in eine Fabrik umwandeln. Heute stellt der gelungene Rückbau seit 1987 ein bedeutendes Kultur- und Bürgerzentrum dar.

Nach dem Tode des Gründers übernahmen seine beiden Söhne Hermann und Walter Mühlinghaus mit Herrn Peter Boucke als Teilhaber die Firma und führten sie durch die Klippen der schweren Kriegs- und Inflationszeit erfolgreich hindurch. Der älteste Sohn des Gründers Hermann Mühlinghaus starb am 19.2.1935 im Alter von 60 Jahren nach längerem Leiden. In ihm verlor die Firma einen umsichtigen Unternehmer, dessen ganze Schaffenskraft dem Wachsen und Gedeihen seines Unternehmens gewidmet war. Vom 1.1.1916 – 26.2.1919 gehörte er dem Kollegium der Lenneper Stadtverordneten an. Er war kein Freund von Reden zum Fenster hinaus, sondern er diente seiner Vaterstadt mehr mit seinem Rat in engerem Kreise. In der breiten Öffentlichkeit ist er weniger hervorgetreten, sah er doch in der Erfüllung seiner geschäftlichen Pflichten seine größte Lebensaufgabe.

Abb. 15 Abb. 16
Zuletzt werfen wir noch einen Blick auf ein Faksimile der Niederschriften des Lennepers Paul Windgassen sowie ein Foto seiner Familie. In der Mitte erblickt man den Vater Hermann Windgassen und um ihn herum seine Angehörigen anlässlich seines 75. Geburtstages.  Der in Garschagen geborene Lenneper Bierverleger, Gastwirt, Musiker und Vereinsgründer Hermann „Plack“ Windgassen, als Wirt der „Restauration Windgassen“ (später „Kölner Hof“) ein weit bekanntes Original, verließ im Alter die Stadt und zog zu einem Sohn im oberbayerischen Murnau am Staffelsee. Seinen 75. Geburtstag feierte er dort im Jahre 1928 in regionalem Dress mit der ganzen Familie. Zwei seiner Söhne waren inzwischen europaweit in den Bereichen Musik und Theater tätig und berühmt. Mit Lennep hatten sie nicht mehr viel zu tun. So mancher Lenneper erinnerte sich aber noch in den 1960er Jahren daran, dass der damalig bekannte Kammersänger Wolfgang Windgassen ja eigentlich ein Lenneper sei, obwohl er in Frankreich geboren und in Lennep allenfalls zu Besuch war. Immerhin verwiesen seine weiteren Vornamen Fritz und Hermann auf seinen Vater und Großvater in der bergischen Heimat.

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