Liebe Lennepfreunde, angeregt durch die gegenwärtigen Ereignisse bezüglich der Hertie-Kaufhäuser kam es in den Sinn, einmal aus den Archivmaterialien einige Bilder hervorzuholen und zu schauen, was denn der alte Albert Schmidt seinerzeit zum Areal am Kölner Tor schrieb.
Erst neulich war hier von der Lenneper Baufirma Wender & Dürholt die Rede, deren Miteigentümer Paul Dürholt Anfang der 1910er Jahre für den Eigentümer des 1912-13 entstandenen Kaufhauses Dörrenberg gleich nebenan ein Villa baute, die er übrigens selbst als sein gelungenstes Werk in Lennep betrachtete, auch weil er hier auf engsten Raum planen musste, denn das Areal war insgesamt von der Villa und den Liegenschaften Herrmann Hardts umschlossen. Das Kaufhaus Dörrenberg selbst war das Werk des Düsseldorfer Architekturbüros Klose und Schäfer, das seinerzeit auf Warenhäuser und Geschäftshäuser spezialisiert war. Während uns heute das Lenneper Kaufhaus schön und historisch anmutet, war augenscheinlich seine Erstellung für so manchen Lenneper Bürger damals mit den Erinnerungen an die gute alte Zeit verbunden, die nun mit diesem „modernen Klotz“ zu Ende ging. Lassen wir zu diesem Thema also Albert Schmidt sprechen, der in seinen umfänglichen Erinnerungen auf das alte Lennep immer wieder zurück kommt. 1841 in Lennep geboren und auch dort aufgewachsen konnte er später im Kreisblatt sein Wissen an die damaligen Leser weitergeben. Für uns heute nur leicht bearbeitet und gekürzt schrieb er im Jahre 1922: einen Artikel zur „Gesellschaft Union – Mit Kegelhalle und Konzertsaal an der Wupperstraße“:
Am früheren Kölnertor, dem jetzigen Kreuzungspunkt der Kölnerstraße mit Wupper- und Poststraße wird die Umgebung in ihrer Wirkung auf die dort vorübergehenden Menschen erdrückt durch einen jener Steinkolosse, die unten aus schmalen Steinpfeilern und Glasflächen, oben aus langen schmalen Fenstern mit Pfeilern bestehen, dem Modehause von Dörrenberg. An der gegenüberliegenden Ecke der Kölner- und Wupperstraße steht das schöne altbergische Patrizierhaus, jetzt Dr. Burgmann gehörend, früher Wohnsitz eines Mitgliedes der Tuchfabrikationsfirma Hardt, und noch früher Bauendahl, die das Haus am Anfang des neunzehnten Jahrhunderts erbaut hatten. An der gegenüberliegenden Seite der Kölnerstraße, zwischen Post- und Wallstraße, hat man den überwölbten alten Brandteich, der einen Teil des ursprünglichen alten Wallgrabens bildete, welcher die alte Stadt Lennep umschloss, zugeschüttet und darauf den jetzigen Bismarckplatz, mit großem öffentlichen Springbrunnen, Wetterhäuschen, Milchhäuschen und Blumenbeeten geschaffen. Vor der Errichtung des Warenhauses im Jahre 1912 wurde die Ecke der Kölner- und Wupperstraße eingenommen von einem alten bergischen Fachwerkbau mit hohem Giebel, dahinter lag 8 Meter höher als die Straße ein schöner Garten, an der Wupperstraße entlang, über einer hohen Mauer, mit schönen Bäumen, Blumenbeeten und Gartenlauben. Im Hintergrund dieses Gartens, an der Grenzmauer des benachbarten Hardtschen Gartens und Gewächshauses, lagen die Wirtschafts- und Gesellschaftsräume der Gesellschaft Union mit Kegelbahn und Kegelhalle. Die Gesellschaft war in den dreißiger Jahren des vorigen (19.)Jahrhunderts dort gegründet worden von den Bürgern des Mittelstandes, während die oberen Stände, vorzugsweise die Kaufleute und Fabrikanten, in der Kaufmannsgesellschaft verkehrten.
Der Besitzer und Erbauer der Anlage an der Wupperstraße, Carl Wilhelm Vollmer, hatte im alten Wohnhaus eine sehr gut gehende Bäckerei, die außerdem dort noch vorhandene öffentliche Wirtsstube hatte früher keine Bedeutung und wurde fast gar nicht benutzt. Seine Frau Laura geb. Hasselkus war eine ausgezeichnete Köchin, die in den langen Jahren des Bestehens der Gesellschaft die beste und häufigste Gelegenheit fand, ihre Kunst zu erproben.Vollmer ist im Jahre 1919 einundneunzig Jahre alt gestorben. Da mit Hilfe der Kegelhalle eine ziemlich geräumige Bühne geschaffen werden konnte, so haben sehr häufig Theatergesellschaften dort gastiert. Der Allgemeine Bürgerverein hat viele Jahre dort seine Sitzungen abgehalten. In den Schützenfesttagen und auch bei einigen Gesellschaftsfesten wurden häufig Symphoniekonzerte von Militärmusikkorps gegeben. Der Saal wurde überhaupt lange Jahre hindurch zu vielen privaten und öffentlichen Veranstaltungen, wie Hochzeiten, Generalversammlungen der Volksbank, Konferenzen und dergleichen benutzt, so dass nach dem Verkauf der Anlage und Abbruch für viele Gesellschaften das schöne und passende Lokal sehr entbehrt wurde. Für die Mitglieder der Gesellschaft Union war es sehr unangenehm, da die Gesellschaft dadurch aufgelöst wurde und, man kann es verstehen, wenn sie beim Anblick des Steinkolosses mit Wehmut der schönen Stunden gedenken, die sie dort früher verlebt haben, als noch im Frühling die Vögel ihren Minnegesang ertönen ließen, wenn sie sich in den schönen Bäumen des Union Gartens ihre Nester bauten.